Weihnachtsgeschichte vom Bimbel

Da heute Weihnachten ist, schreibe ich an dieser Stelle einmal einen etwas anderen Blog.

Tauchen wir dazu in meine Kindheit ein. Damals gab es eine Geschichte, die mir meine Mutter an Weihnachten mehrmals vorlesen musste. Ich erinnere mich nur noch sehr vage daran, doch die Essenz daraus teile ich hier gerne mit dir:

Es ist der 24. Dezember. Bimbel war ein wunderschönes Weihnachtsglöckchen, welches man an einen Christbaum hängen konnte. Er stand zur Zeit noch in einem Warenhausregal. Ganz vorne, bereit mitgenommen zu werden. Bimbel freute sich sehr, schon bald an einem grossen und schönen Weihnachtsbaum hängen zu dürfen.

Bimbel schaute auf die Uhr über der Ladenkasse und erschrak. Oh, in wenigen Minuten schliesst das Warenhaus. Jetzt wurde er plötzlich etwas unruhig.

Er sah, wie die Menschen hastig im Laden herumrannten. Jemand nahm ihn sogar in die Hand und betrachtete ihn von allen Seiten. Es kitzelte, er musste lachen und freute sich schon auf das neue Heim. Doch die Frau legte ihn wieder zurück ins Regal und nahm die grosse rote Weihnachtskugel von nebenan. Diese sagte zu Bimbel: “Ich bin viel schöner als du.“ Und in der Tat nahm die Frau die Kugel mit an die Kasse und kaufte sie.

Bimbel hörte das schallende Lachen der Kugel. Dann wurde es ruhig im Warenhaus. Es waren keine Menschen mehr da. Bimbel war traurig. Es war kalt auf dem Regal. Niemand hatte ihn gesehen, niemand ihn mitgenommen. Noch immer hörte er in sich das spöttische Lachen der großen Kugel. Er fühlte sich alleine und einsam.

Eine Putzfrau kreiste um die Regale. Sie reinigte, wie jeden Abend, den Boden. Dazwischen hüpfte ein kleines Mädchen umher. Schon stand das Mädchen vor Bimbel, nahm ihn in die Hand und fragte: „Mama, kann ich dieses Glöckchen nach Hause nehmen? Es ist hier viel zu einsam.“ Die Putzfrau blickte zu ihrer Tochter, dann zu Bimbel, dann wieder zur Tochter: „Nein, das gehört dem Laden hier. Das können wir nicht einfach mitnehmen.“

Als hätte das Mädchen gespürt, wie traurig Bimbel war, legte es ihn wieder zurück und sagte: „Frohe Weihnachten, liebes Glöckchen.“ Wenn Bimbel hätte weinen können, dann wären ihm jetzt bestimmt viele Tränen runter gekullert.

Nach einer Weile der Ruhe hörte Bimbel wieder Stimmen und Schritte. Sie kamen immer näher. Dann wurde es dunkel. Bimbel versuchte zu sehen und zu hören, doch es ging nicht. Irgendwie war es einfach nur dunkel. Oje, dachte es, nun hat mein letztes Stündlein geschlagen. Sie werfen mich sicher weg.

Lange war es ruhig und dunkel. Manchmal schüttelte es etwas. Dann hörte es Stimmen und plötzlich war es wieder sehr hell. Es blendete so stark, dass es zuerst nicht genau sehen konnte, wo es war. Es hörte eine bekannte Stimme, die sagte: „Nein Papa, Mama hat das Glöckchen als Geschenk für mich vom Laden erhalten. Es gehört mir und ich hänge es jetzt an den schönsten Platz neben der Krippe“. Papa sagte:“ Dann musst du die grosse rote Kugel wegnehmen. Die hat uns Tante Klara heute geschenkt.“

Die grosse rote Kugel erstarrte, als sie den kleinen Bimbel sah. Es war ihr nicht mehr ums lachen zumute. Und schon wechselte das Mädchen den Platz und hängte Bimbel ganz nahe an die Krippe.

Bimbel traute seinen Augen nicht. Sein Traum war Wirklichkeit geworden. Er strahlte vor Freude, war dankbar und sehr glücklich.

Wenn solche Weihnachtsglöckchen sehr glücklich sind, dann beginnen sie zu bimmeln. Gerade dies geschah nun. So wundert es nicht, dass das Mädchen ganz nahe an Bimbel heran kam und sagte: „Frohe Weihnachten, lieber Bimbel. Willkommen in meiner Familie. Schön bist du da!“

Und genau das wünsche ich dir auch!

Alles Liebe und frohe Weihnachten.

Dein Bruno