Letzten Freitag war es wieder soweit. Der grosse Mutter-Sohn-Tag. Dabei verbringe ich bewusst einen Tag mit meiner Mutter, nur wir zwei.

Nein, es spielt keine Rolle, wohin wir genau gehen oder was wir unternehmen, viel wichtiger ist, dass wir einen Tag zusammen verbringen, an dem wir viel reden können.

Dieses Jahr fuhren wir in die Hauptstadt von Graubünden, nach Chur.

bewusstes Leben führen

Warum ich das tue?

Ich denke das liegt auf der Hand. Jede Mutter nimmt, bewusst oder unbewusst, eine wichtige Rolle im Leben eines Menschen ein.

Eine Mutter ist zusammen mit dem Vater das Fundament fürs Leben. In den Startjahren übernehmen wir alles und sehen dieses Leben als unsere Wahrheit an.

Natürlich habe ich auch unter dem Jahr viele Begegnungen mit meiner Mutter. Doch diese sind in der Regel zeitlich begrenzt oder es sind noch andere Personen dabei.

Einen Tag mit meiner Mutter bedeutet, ich erfahre viel von ihrem Leben. Ich kann also am Leben von ihr Anteil nehmen.

Oft gleiten wir auch in meine Kindheit. Wir erzählen uns in der Regel lustige, berührende oder manchmal auch beklemmende Geschichten. Diese helfen uns beiden das zu verarbeiten, was war.

Das ist Balsam für die Seele, räumt innerlich auf und verbindet uns noch viel mehr. Logisch muss man offen und in Liebe diesen Tag verbringen, doch dies ist bei uns zum Glück normal.

Am Abend erkennen wir, dass wir den ganzen Tag gesprochen, reflektiert und zugehört haben. Dennoch sind wir der Meinung, der Tag verflog wie im Flug und dauerte höchstens 10 Minuten.

Die Idee für diesen Tag ist klar:

Ich möchte möglichst viel von meiner Mutter erfahren.

Was hat sie als Kind gemacht, gefühlt oder geträumt?
Was war ihr wichtig?
Wo hat sie genau gewohnt und mit wem?
Wer waren ihre Freunde, Freundinnen und was hat sie gemacht?
Was war schlimm in ihrem Leben und warum?
Wie hat sie das verarbeitet und was würde sie wieder tun?
Was war schön in ihrem Leben und warum?
Wo war sie in den Ferien?
Wie war das in ihrer Ausbildung und wie waren diese Menschen?
Was sagten ihre Eltern (also meine Grosseltern) dazu und wer hat ihr im Leben geholfen?
Wie geht es ihr heute und was hat sie noch für Träume und Wünsche?

Und dann sind auch noch viele andere berührende Geschichten und Fragen…

Viele meiner Glaubenssätze wurden mir in diesen Gesprächen bewusst, welche ich auf diese Weise für mich aufdecken und harmonisieren konnte.

1’000 Fragen, auf die ich längst die Antworten kenne. An vielen Orten waren wir schon. So war sie mit 8 Jahren ein Kinder-Model für eine Statue in Kreuzlingen, welche heute noch steht.

Es geht jedoch nicht zwingend um die Vergangenheit. Es geht viel mehr darum, an diesem Leben Anteil zu nehmen, mitzufühlen und zu verstehen. Denn ohne sie wäre ich nicht auf dieser Welt.

Du weisst nie, wie lange ein Mensch noch lebt. Zeit bewusst und gezielt in meine Mutter zu investieren ist das Beste, was ich machen kann.

Dabei fühle ich die Liebe zwischen uns, die wohl jeder Leser ebenso kennt oder sich wünscht. Dieser sehr speziellen Liebe nun Raum und Zeit zu schenken, ist in allen Belangen auch Heilung für das Kind, also für mich selbst.

Ich verstehe meine Mutter ohne Worte. Ich weiss, wie sie denkt und tickt. Ich habe viel von ihr gelernt. Dafür bin ich sehr dankbar.

Kein anderer Mensch hat so sehr an mich geglaubt, wie meine Mutter. Dies spüre ich noch heute. Tag für Tag.

Was ich von meiner Mutter für mein Leben gelernt habe

Danke, liebes Mami. Ich bin sehr stolz auf dich. Du hast immer an mich geglaubt. Diese innere Stärke scheint nicht bei allen Menschen gespeichert zu sein. Umso dankbarer bin ich dafür.

Du hast mir schon in meiner Kindheit vorgelebt, dass reden und gegenseitiger Respekt der Schlüssel für ein friedliches Zusammenleben ist.

Dies würde manchem Politiker oder Präsidenten gut tun. Kriege würde es so keine geben.

Deine strahlende, lachende und fröhliche Art hat auch mich geprägt.
Du hast mir vorgelebt, dass Ehrlichkeit und Liebe das Fundament in der zwischenmenschlichen Beziehung ist.

All diese Werte sind auch mir sehr wichtig.

Ausserdem habe ich von dir gelernt, dass es immer einen Grund gibt, warum ein Mensch etwas tut, das vielleicht nicht jederman versteht. Jeder Mensch versucht täglich sein bestes Leben zu leben.

Du hast mich gelehrt, den Menschen immer wieder bedingungslose Liebe zu schenken und an sie zu glauben.

Ich spüre gerade, wie ich diese Liste noch endlos weiter schreiben könnte. Doch ich glaube, ich habe das Wichtigste gesagt.

Hast du auch schon mal so einen Tag mit deiner Mutter verbracht? Warte nicht, bis es sich per Zufall ergibt. Plane diesen am besten noch heute. So sagte meine Mutter immer: Es ist nie zu spät.

Alles Liebe
Bruno