Wir alle wollen geliebt werden, und zwar bedingungslos. Das ist nicht nur verständlich, sondern auch ein naturgegebenes Recht. Oft läuft die Zuneigung allerdings nach den Wenn-dann-Regeln ab: Wenn du dies oder jenes tust oder lässt, wenn du so und nicht anders bist, dann kann und dann werde ich dich lieben. Ansonsten leider nicht. Doch ist es richtig, Menschen nur unter bestimmten Bedingungen zu lieben?
Bedingungslose Liebe und Vergeben: notwendige Voraussetzungen für mehr Lebenskraft
Fast jeder, den man fragt, sagt dazu nein. Umgekehrt agiert er anderen gegenüber genau in dieser Weise und gerät selbst in die Abhängigkeiten, die er gerade erst abgelehnt hat. Warum also ist bedingungslose Liebe so schwer und wie können wir das für uns persönlich ändern?
Bedingungslos lieben heisst lieben ohne Erwartungen
Jedes gesellschaftliche Zusammenleben gründet auf Regeln. Wer sie nicht einhält, wird aus der Gemeinschaft verstossen. Das ist im Tierreich so und wird auch bei uns Menschen so gehandhabt. Nur verwechseln wir die Begriffe Liebe und Vergebung mit sozialer Integration, Anerkennung und Respekt.
Es ist schwierig, aber möglich, jemanden bedingungslos zu lieben, der alles falsch macht und vielleicht sogar aus der Familie oder aus einer Gemeinschaft ausgestossen wurde. Wir können der Meinung sein, dass dieser Ausstoss nötig, richtig oder unumgänglich war, also nicht verhindert werden konnte, aber wir können denjenigen trotzdem lieben.
Es gibt in dem Film „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ ein entsprechendes Zitat des Dorfpfarrers, Reverend Maclean, gespielt von Tom Skerritt: Aber wir können sie trotzdem lieben! Wir können sie vollkommen lieben, ohne sie vollkommen zu verstehen. Hier geht es um seinen Sohn, der trank und spielte und letzten Endes deshalb zu Tode geprügelt wurde. Die Hilfe, die die Familie ihm geben konnte, wurde von diesem Sohn, gespielt von Brad Pitt, nicht angenommen.
Liebe sollte, nein sie MUSS bedingungslos sein, ansonsten sollten wir das dazu passende Gefühl anders benennen.
Kinder haben ein Recht darauf, geliebt zu werden und zwar so, wie sie sind.
Dennoch treffen wir immer wieder auf Sätze wie: Wenn du das und das nicht tust, hat Mami/Papi dich nicht mehr lieb. Was für eine furchtbare Drohung für einen kleinen Menschen, der die Gründe dahinter noch gar nicht begreifen kann. Eltern ist häufig gar nicht bewusst, was sie mit solchen Worten anrichten. Auch Partner haben ein Recht darauf, bedingungslos geliebt zu werden.
Jeder hat vermutlich seine kleinen Macken, die sich im Laufe eines langen Lebens meist noch verstärken. Wir sollten sie so akzeptieren, wie wir das auch vom anderen erwarten. Das heißt, Verfehlungen zu vergeben. Wer das nicht schafft, entdeckt eine gespiegelte Welt im Aussen wieder und hat womöglich das Gefühl, in einer falschen Partnerschaft zu stecken.
Vielleicht kann ich mir selbst nicht vergeben. Die Grundvoraussetzung ist, dass ich mich und die Menschen liebe. Dass ich mir selbst und den Menschen verzeihe, wenn etwas „falsch“ läuft. Nur unter dieser Voraussetzung werde ich es schaffen, mit den „Fehlern“ des anderen zu leben und ihn ohne jede Bedingung zu lieben.
Sich selbst lieben ist die Grundvoraussetzung
Es gibt viele Möglichkeiten, eine gesunde Selbstliebe zu stärken und anderen Menschen zu vergeben dafür, was sie mir vielleicht angetan haben. Wobei das Wort „angetan“ komplett falsch ist. Das Erlebnis diente mir wohl eher in der Entwicklung und meinem persönlichen Wachstum.
So habe ich es vielleicht unbewusst durch mein Verhalten angezogen. Dennoch helfen in solchen Situationen Rituale, wie das Aufschreiben des Problems auf einen Zettel. Dieser wird dann über einer Kerze, in einem feuerfesten Gefäß oder im Kamin verbrannt. Vergeben bedeutet immer auch Loslassen.
Wenn ich voller Wut und Hass bin, kann ich nicht loslassen und bin selbst fern von der Liebe. Es geht beim Vergeben nicht um ein Wenn/Dann nach der Form: Erst wenn der Andere dies oder das getan/zugegeben und gesühnt hat, dann kann ich vergeben. Vergebung kann einseitig geleistet werden und ist daher immer möglich.
Ich persönlich hülle mich dabei zuerst in Liebe ein. Ich stelle mir vor, wie aus meinem Herzen die Liebe sprudelt; diese Liebe hüllt mich selbst dann ein. In einem nächsten Schritt mache ich es wie die Aborigines: Ich sende der Zielperson einen Liebesregenbogen in sein Herz und hülle auch diese Person in Liebe ein. Vielleicht denkt dein Ego, das will und kann ich nicht. Gut möglich, doch Vergebung findet auf der Herzensebene statt. Versuche es einfach und staune selbst was geschieht.
Wer jemals bedingungslose Liebe (ohne irgendeine Erwartungshaltung) gespürt und Vergebung erfahren oder selbst praktiziert hat wird feststellen, wie viel leichter das Leben damit wird. Es gibt viel Kraft und ist ein wunderbares Gefühl in grosser Dankbarkeit.
Schaue am besten jetzt das obige Video an!